Vom Rübengeist zu Halloween: Während man in Wien, vermutlich in ganz Österreich, zu den jeweiligen Friedhöfen pilgert, gar ein freizeitstressendes Friedhofs-Hopping veranstaltet, schmückt man
sich hier in Amerika am Hallow Eve mit klaffenden Wunden, Totenköpfen und Ebola-Anzügen. Letzteres war zumindestens der diesjährige Halloween-Skandal.
Ein kleiner Rückblick: Hin und wieder arbeitete ich an Allerheiligen oder auch an Allerseelen, in der Nähe des Zentralfriedhof Wiens, einer der größten Friedhöfe Europas. Das erste Allerseelen
ist mir noch lebhaft in Erinnerung, da ich auf der sonst im wahrsten Sinne des Wortes toten Strecke, die an eben genanntem riesigen Friedhof vorbeiführt, ziemlich alleine in der Strassenbahn saß.
Dieses Mal sollte es anders sein, die Bahn war gesteckt voll, an den mehreren Toren und zeitgleich auch Haltestellen entstiegen Massen den Strassenbahnen, um in Richtung ihrer Ahnen oder
zumindest das, was davon übrig blieb, zu pilgern. Der Weg ist an jenem Tag von hunderten floristischen Einzelhändlern gesäumt, die versuchen den Allerseeligsten tröge vertrocknete Gestecke zu
verkaufen. Je nach Gusto wird vorab oder hinterher oder vorab und hinterher noch die ein oder andere Bratwurst, Käsekrainer oder Debreziner verhaftet. Der Geruch dieser Wurstbuden durchdringt
nicht nur die Bahn, sondern legt sich vermutlich auch als Film über die angrenzenden Gräber. Ich meine auch, Fahrgeräte für Kinder gesichtet zu haben, bin mir allerdings nicht mehr ganz sicher,
ob diese lediglich meiner Phantasie entspringen.
Die öffentliche Unterhaltungsveranstaltung Halloween hingegen, also der Vorabend zu Allerheiligen, wird hier in Amerika ganz anders zelebriert. Schon vorab findet man überall mittelschlecht bis
schlecht dekorierte Halloween Pop-Up Shops mit Zombies, Skeletten, blutüberströmten Körpern, verführerischen Dessous, aufklaffenden Wunden und Merchandising Artikeln jedweger
Horrorklassikercoleur. Ich finde zugegebenermaßen einigermaßen verstörend, Facebooknachrichten von FB-FreundInnen zu erhalten, die ihre Gärten mit massenhaft Grabsteinen, Spinnweben und Zombies
schmücken und das auch noch well prepared zu finden.
Vor zwei Wochen schaute ich mir als Vorbereitung "Night of the living Dead" an. In Wirklichkeit reicht mir eigentlich schon der Titel um einen angsteinflößenden Schauer über meinen Rücken zu
jagen. Genau genommen habe ich mich gleich bei der ersten Zombieszene als ein Zombie das Auto von Barbara und Johnny (Johnny war bereits erledigt worden) einschlägt, dermaßen gegruselt, so dass
mich meine Freundin Julia, die zufällig zugegen war, im wahrsten Sinne des Wortes völlig entgeistert anschaute. Ich habe mich dann dafür entschieden, mich per Zufallsprinzip durch den Film zu
klicken, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein derartiger Horrorklassiker die nächsten eineinhalb Stunden lediglich von einem Schlagabtausch zwischen der Screaming Queen und dem Zombie,
beide eher ungesprächig, leben konnte. Letztlich landete ich bei Wikipedia, um den gesehenen Ausschnitten einen Sinn einzuhauchen.
Was das bevorstehende Gruselgroßereignis betrifft, so habe ich mich jedenfalls schon bestens gedanklich vorbereitet. Ich wohne im dritten Stock, das hält mir schon die meisten Fakezombies in
Kleinformat vom Leib. An jedes meiner neun Fenster werden Rübenköpfe bzw. Kürbisse stationiert, um wie ehemals, die bösen Geister abzuwehren. Und falls sich doch wer in mein Stockwerk verirrt, so
werde ich einfach nackt die Türe öffnen. Übergewichtige Körper wirken auf Kinder hoffentlich einschüchternd. - Leider wurde ich mittlerweile von einer Freundin zu einer Halloweenparty eingeladen
und so müssen die Kürbisse ohne mich auskommen.
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