Amerika: Tag Eins

Genfrüchtchen (Die Birne vorne im Bild ist zum Vergleich normal dimensioniert.)
Genfrüchtchen (Die Birne vorne im Bild ist zum Vergleich normal dimensioniert.)

Die Überraschung des Herrn am Schalter des amerikanischen Konsulats in Wien hätte mir zu denken geben sollen, als er mich nach einigen dämlichen Fragen meinerseits ziemlich überrascht fragte, ob ich denn noch NIE ein Visum beantragt hätte. Darauf zu antworten, kam ich nicht…

Um vier hat mich mein Biorhythmus mit der Bemerkung "Von dir lasse ich mich nicht verarschen" geweckt. Ich hatte ihm am vorigem Abend klar gemacht, dass wir bis halbzehn durchstehen müssen. Nach etwas morgendlichem Umhergeistern, einigen Multigrain-Toasts und einem Vollbad und natürlich einer Menge Zeit Nichtstun, aus dem Fenster gucken und so weiter, habe ich mich dann entschlossen, es zu wagen: Vor die Türe zu gehen.

Als der Bus mit der vielversprechenden Aufschrift "To the beach" mir dann vor der Nase weggefahren war, stand ich minutenlang herum, beobachtete die riesigen vorbei schepperenden Trucks und die amerikanischen Autos. Wirklich, da können die europäischen LKWs scheißen gehen. Jedenfalls fühlte ich mich wie am ersten Tag im Gymnasium. Nachdem man schon die Große in der 4ten Klasse Grundschule war, steht man plötzlich in der neuen Schule: alles ist groß, neu und unüberschaubar. Nach einer Unentschiedenheitsphase beschloss ich, meine Reise zu Fuß fortzusetzen, konnte mich dann allerdings einige weitere Minuten nicht entscheiden, in welche Richtung diese ihre Fortsetzung finden sollte. Die Idee einfach eine Bushaltestelle weiter zu gehen, überzeugte mich letztlich. Auf dem Weg wurde mir dann der Bus mehr als egal und ich ging weiter - unter einer Brücke hindurch, die derartig rostig war, dass ich gewisse Befürchtungen hatte, darunter begraben zu werden. Unter dieser Brücke lebten auch Obdachlose, und es war mir peinlicherweise unheimlich. Ich hatte keine Ahnung, ob ich mich vielleicht doch in ein falsches Viertel verlaufen würde und dies bereits der Eingang zur "Hood" war und mir selbstverständlich der Kopf aus Versehen oder mit Absicht weggeschossen würde. Nun ja, nichts von dem ist passiert. Needless to say.

Am Weg fand ich dann einen Laden, Stanley's. Ich beschloss dort einkaufen zu gehen, weil ich es ohnehin vor hatte. Ich nahm einen Einkaufswagen und rollte in den Laden hinein, der mir aufgrund seiner Gemüse- und Obstvielfalt bei niedrigem Preisniveau empfohlen wurde. Drinnen angekommen, kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Ebenfalls needless to say, dass hier einfach alles größer ist. Alles. In Australien freundete ich mich damit an, dass alle Tiere einfach mal 2-3 mal größer sind. Hier ist alles außer den Tieren größer. Ich fand mich wieder vor aufgetürmten Obst- und Gemüsemassen, die ungefähr auf Kinnhöhe anfingen und sich wie Wolkenkratzer den Deck schoben, weswegen überall "Stockerl" herumstanden, auf die man sich stellen konnte, um die Lebensmittel zu erreichen, wenn man nicht ohnehin groß genug war. Ich machte also eine gefühlte Stunde meine Runden mit dem Einkaufswagen, und nein der Laden war nicht groß. Nach langer Faszination von Früchten und Gemüsesorten umgeben zu sein, die größer waren als alles, was ich bisher gesehen hatte, beschloss ich einige dieser zu erstehen. Der Kunst wegen… Was ich dabei nicht bedacht hatte, war, dass ich nicht wie die anderen mit einem fetten Schlitten oder zu mindestens einem fahrbarem Untersatz vorgefahren war. Und so stand ich mit sechs ultraschweren Plastiktüten bepackt vor dem Laden. Und ich hasste mich, nein, ich hasste ES bereits. Ich wusste der Heimweg war, nein, ich konnte es nur ungefähr einschätzen. Und klugerweise nahm ich dann auch noch einen Weg, den ich nicht kannte. Entlang des Highways, der mir keine Über- oder Unterführung gewährte. Einen Weg, der mir vorkam, als würden hier nur Lebensmüde und/oder verirrte TouristInnen unterwegs sein. Selbstverständlich hatte ich einen Stadtplan eingepackt, so blöd war ich ja auch nicht, doch stellte sich schnell heraus, dass ich genauso eine Karte mitnehmen hätte können, auf der man die Bundesstaaten der USA und ihre Landeshauptstädte ablesen kann, da meine mir nicht vielmehr Auskunft gab, als auf die wirklich großen Avenues und Highways hinzuweisen...

Kurzum, der Heimweg war scheiße, aber ich habe es geschafft. Ich habe es dank meines guten Orientierungsvermögens und dem Fakt, dass hier die meisten Strassen im Raster verlaufen, geschafft. Währenddessen habe ich den Gedanken schwanger getragen, doch ein Taxi zu nehmen. Nur heute. Scheiß auf's Geld, habe ich gedacht. Zuhause angekommen habe ich dann mit aller Entschiedenheit beschlossen, das HAUS HEUTE NICHT MEHR zu verlassen. Und ich habe es durchgezogen!

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Kommentare: 1
  • #1

    Anja Saran (Donnerstag, 25 September 2014 23:01)

    Tolles Gemüse!!!! ;)