Episode: Besuch bei der amerikanischen Botschaft

Vielleicht hätte ich doch gleich wieder nach Hause fahren sollen, als ich in der Trafik um 8.20Uhr dem Trafikanten einen "Guten Abend" gewünscht habe. Aber nein, ich war zeitig genug dran und parkte mein Auto um 8.42 Uhr in der Nähe der amerikanischen Botschaft, wo ich um 9 Uhr einen Termin bezüglich meines Visumantrags haben sollte. Einigermaßen beeindruckt und abgestoßen von den hohen Zäunen wurde mir per Gegensprechanlage erklärt, dass ich HIER falsch sei. - Eh klar… - Wieder zurück im Auto stellte ich fest, dass ich nun wie gewohnt zu spät kommen würde und es mich wie immer wahnsinnig unter Stress versetzen wird. Wie erwartet steckte ich außerdem Ampelphase um Ampelphase im Frühverkehr fest, obwohl das letzte Stück dann aber doch recht schnell ging, so dass mir mein Navi um 9.12Uhr angab, das Ziel erreicht zu haben. Guter Witz, die Parkplatzsuche stand nämlich erst an ihrem Anfang. Nach mehreren Runden, habe ich dann doch in der Nähe des Konsulats einen Parkplatz erspäht, der, wie sich schnell herausstellte, meine Einparkqualitäten herausforderte, weil er sagen wir es so - doch einigermaßen eng war und zwar so, dass ich das hübsche royalblaue Porsche-Cabriolet vom Vordermann ein wenig "anstupste". Während ich darüber nachdachte, was nun zu tun sei, entstieg ein älterer Herr mit Safarihut und beige-kariertem Burberry-Mantel dem so eben touchiertem Auto. - Mir schwante Unangenehmes, noch bevor ich mir irgendwelche Worte zurecht legen konnte. Ich entstieg also meinem 16 Jahre alten silbergrauen Ford Fiesta als mir der Mann in breitem Wiener Dialekt entgegnete: "No, hat wohl ned gonz gebasst, leider kann i nimmer vorfahren, weil i scho vorne ansteh'" - Einigermaßen überrascht, stammelte ich ein "Verzeihung", überspielte den Kuss auf seiner Stoßstange und stieg wieder zurück ins Auto und ließ mich von dem freundlichem Herrn vollends in die Parklücke hinein winken. Bevor er sich es anders überlegen konnte, entschwand ich daraufhin per pedes zwischen den Häuserschluchten. Es war ungefähr 9.22 Uhr als ich das Konsulat endlich erreichen sollte - eine längere Schlange wartete bereits vor der Sicherheitskontrolle. Als ich gerade das Ende der Schlange erreichte, rief ein Angestellter in die Runde, ob noch jemand für 9 Uhr da sei. "Ja, ich"- und flugs schob ich mich in mich hinein grinsend an den anderen Wartenden vorbei. - Nachdem ich die Sicherheitskontrollen passiert hatte, ging alles einigermaßen reibungslos, Obama lächelte mich im Vollformat an, während der Außenminister etwas kleiner den Wartenden ernst entgegen sah. Die anderen Wartenden sahen mal wieder wesentlich vorbereiteter aus als ich… - den Wisch für's Stipendium hatte ich natürlich vergessen. Nachdem ich das Konsulat verlassen hatte, gönnte ich mir im Erdgeschoss erst einmal einen sündhaft teuren Cappuccino und einen ebenso sündhaft teuren und riesigen CHEESECAKE. Ich atmete mehrmals tief durch. - Die erste Etappe wäre geschafft.

Als das Auto dann wieder in Sichtweite war, war ich froh zu sehen, dass sich der Royalporsche gegen einen mächtigen SUV ausgetauscht hatte. Ich parkte 1A aus und war auf Kurs in meine neue Wohnung, wo ich noch etwas holen und etwas hinbringen wollte, um die heutige Übergabe der alten Bleibe zu finalisieren. Frohen Mutes bog ich also bei dunkelgrün am Ring im ersten Wiener Gemeindebezirk um die Ecke und wurde mit irgendwelchen Handzeichen von einem Polizisten behelligt, der mir zu verstehen gab, in diesem Fall links heran zu fahren. Ich konnte zwar gedanklich sofort meinen Führer- und Fahrzeugschein verorten, Bock auf eine Fahrzeugkontrolle und eine Abmahnung wegen "Dunkelgrün" hatte ich nach diesem ereignisreichen Morgen und anstehenden ereignisreichen Tag allerdings wenig. Neben den üblichen Papieren wollte der Herr Polizist dann auch noch den Verbandskasten, das Warndreieck und etwas drittes, was ich nicht verstand, sehen. Auf Verdacht hin, zeigte ich ihm mein neonorangenes Westerl (Mitnahme ist in Österreich Pflicht) und den Verbandskasten. Wo war aber nun verflucht noch mal das Warndreieck? - Ich war mir noch nicht einmal wirklich sicher, ein solches im Auto zu haben… Wie eine "Sandlerin on the road" durchkämmte ich, das mit Umzugsutensilien chaotisch vollbepackte Auto mit den leisen Worten: "Ich bin grad am Umziehen… - das könnte länger dauern...". Schlussendlich fand ich auch das Warndreieck unter der freigelegten Bettwäsche und konnte ungestraft von dannen ziehen. Jetzt haben wir 11.54Uhr und ich hätte große Lust einfach nur liegen zu bleiben… - Fortsetzung folgt vielleicht.

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