Gedanken zur Welt: Werbe-Sporteln in der Plus Size Community

In letzter Zeit ist mir in der eigenen aktivistischen Szene und insgesamt in der Plus Size Community eine Sache besonders negativ aufgefallen: Das Werbe-Sporteln.

 

Die kommerziellen AuftraggeberInnen sehen zu recht einen riesigen Markt in den stereotypen Sofamoppels und ein gesteigertes Interesse an dicken Testimonials mit einer fünfstelligen Zahl an Insta-Followern. Und keine Frage, Bewegung ist notwendig. Spaß kann’s bisweilen auch machen, aber ersteres ist obligat. Nun ist es allerdings so, dass man die Werbe-SportlerInnen im Gegensatz zu den richtigen (und ja, selbstverständlich können und dürfen die gesponsert werden), schon 50 Meter gegen den Wind riecht.

 

Sie posten plötzlich ihre neusten Sportschuhe und bringen dabei irgendwo den Hashtag Move unter. Davor nie was aus deren Mündern davon gehört, aber plötzlich ist „Move“ the latest Shit, solange zu den neuen Sportschuhen der/die passende TrainerIn dazu gehört und sich im besten Fall noch eine Summe Geld Richtung Konto BEWEGT. Sie posten Kurzclips aus Fitnessstudios, schreiben Blogbeiträge über ihr neues Leben mit der Bewegung. Natürlich gibt’s in diesen Berichten keine falsch ausgeführten Übungen und krampfende Unterschenkel, keine Gedanken über die blöde Schwerkraft, nö „Sport ist eh voll super.“ Man kann dabei zuschauen wie einem die Reklame die Linse wegätzt und übermorgen ohnehin nichts mehr vom Hashtag Move zu hören sein wird (Bewegung, was war das nochmal?). Der Zenit dieses Phänomens ist dann erreicht, wenn ein sogenannter Life Style Change damit einhergeht. Der Zweck heiligt in der Tat manche Mittel, aber die Kommerzialisierung von Idealen und Aktivismus, mitunter versteckte Schleich- und Diätwerbung, finde ich persönlich ungustiös und lässt mich an der Integrität der einzelnen BotschafterInnen zweifeln.

 

Auch ich weiß, dass kein Geld auch nicht glücklich macht, aber ich will mich halt als Zielgruppe auch nicht verarschen lassen. Wenn‘s tatsächlich um Bewegung geht, mitunter auch Leistungssport, dann orientiere ich mich lieber an Frauen, die ich für integer halte (und die u.a. auch ihr Geld damit verdienen) wie beispielsweise Anna Stomosis, Tina Stavemann, Dörte Kuhn, Ro Yale oder auch Ragen Chastain. Oder gehe einfach in der Sonne spazieren oder einfach nur so hashtagbefreit ins Fitnessstudio.